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Vom Strohmann

Thomas Spötzl • 10. September 2023

Keine Angst vor Strohmännern!

Im Artikel der Passauer Neue Presse (pnp.de) vom 09.09.2023, geschrieben von Chefredakteur Ernst Fuchs und Redakteurin Regina Ehm-Klier, antwortet BMW-Vorständin Ilka Horstmeier auf Fragen bezüglich der geplanten BMW-Ansiedlung Straßkirchen/Irlbach. Die Überschrift lautet


„Keine Angst vor neuen Arbeitsplätzen“.


Allein der Titel ist schon spannend und verdient einer näheren Betrachtung. Wer hat bitte Angst vor Arbeitsplätzen? Das ist ein wenig so wie zu fordern „Keine Angst vor Gummibärchen!“ Man müsste schmunzeln, wenn das nicht mit Kalkül gewählt und manipulativ wäre. Dazu später mehr.


Standortvoraussetzungen

Auf die Frage, ob es denn 100 Hektar Gäuboden sein müssen, antwortet Frau Horstmeier, dass von allen möglichen Standorten Straßkirchen die besten Voraussetzungen habe.


Natürlich! Die besten Voraussetzungen, wenn man ausschließlich die Belange der BMW Group betrachtet. Genau deswegen versteift man sich so auf Straßkirchen und blendet jede Alternative aus. Man will genau dort bauen und nirgends anders! Fehlender Autobahnanschluss? Egal. Bahnanschluss? Egal. Wird geprüft. Eines Tages. Man muss nur ganz fest daran glauben.


Strohmann vs. Zukunftstechnologien

Angesprochen auf den anstehenden Bürgerentscheid sagt Frau Horstmeier: „Es werden jetzt sehr viele Unternehmen schauen, ob in Bayern die Menschen offen sind für Zukunftstechnologien und zukunftsfähige neue Arbeitsplätze.“


Frau Horstmeier bastelt hier ein sogenanntes Strohmann-Argument. Sie schafft sich ein ganz eigenes und überzogenes Argument und tut so, als hätten das die Gegner so behauptet. Man deutet etwas auf seine ganz eigene Art und schafft sich so selbst die Angriffsfläche, die man benötigt, um den Gegner ungünstig und unvernünftig aussehen zu lassen. Danke Frau Horstmeier! Danke, BMW-Unternehmenskommunikation, für dieses rhetorische Sahnestück!


Wir sind nicht gegen Zukunftstechnologien! (Welche auch immer das sein mögen). Wir sind gegen die Wahl des konkreten Standortes auf besten Böden, die lediglich die Wünsche des Konzerns berücksichtigen und sonst nichts.


Wir sind nicht gegen Arbeitsplätze („hochwertig“ oder nicht), sondern halten diese für ein fadenscheiniges Argument, von dem man sich nicht blenden lassen sollte!  Es werden nur ein Bruchteil der Stellen neu geschaffen und es gibt kaum freie Arbeitskräfte in der Region.


Wir sind für die intelligentere Nutzung unserer natürlichen Ressourcen!

Intelligenz ist die Zukunftstechnologie schlechthin.


Verantwortung und Plan B

Auf die Frage nach einem Plan B folgt die Antwort: „Das ist unser Plan A – alles andere steht derzeit für uns nicht zur Diskussion. Und sollte es doch anders kommen, kennen Sie BMW als verantwortungsvolles Unternehmen, dem in herausfordernden Situationen immer eine Lösung gelungen ist.“


Plan A und sonst nichts! Das stimmt. Es wird nur diese eine Option diskutiert. Alles andere darf nicht erwähnt werden!


BMW wird eine verantwortungsvolle Lösung finden, sagt sie. Das glauben wir auch. Deswegen fordern wir die Wahl des Standortes zu ändern. Es fehlt nur noch an etwas Überzeugung in der Konzernspitze.


Fachkräftemangel und Deindustrialisierung

PNP: Bekommen Sie denn in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt genügend Leute? Vor allem das Handwerk klagt darüber, dass es mit der guten Industrie-Bezahlung nicht mithalten kann.
Horstmeier: Ich höre solche Argumente immer wieder, gerade auch in Niederbayern, wo wir Vollbeschäftigung haben. Ich sage aber: Wir sollten keine Angst vor Arbeitsplätzen haben! Für mich ist Deindustrialisierung keine Antwort auf das Thema Fachkräftemangel in Deutschland.(…)


Angst vor Arbeitsplätzen? Wie kommt man auf sowas? Ach ja, da soll wieder ein Strohmann gebaut werden. Niemand hat Angst vor Arbeitsplätzen. Leider werden diese gern benutzt, um dem einfachen Bürger unangenehme Projekte schmackhaft zu machen. Man verspricht Geld und Arbeitsplätze und schon bekommt man alles, was man will. Alles Negative wird ausgeblendet. Das Versprechen von Wohlstand strahlt hell. Das hat die letzten Jahrzehnte wunderbar funktioniert, nur langsam werden die Arbeitskräfte knapp.


Der aktuelle Mode-Kampfbegriff „Deindustrialisierung“ stammt auch nicht von uns. Wir fordern keine Deindustrialisierung, sondern einen intelligenteren Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen! Diese sind leider nur sehr begrenzt verfügbar und können nicht nachbestellt werden. Einmal weg, immer weg! Deswegen fordern wir endlich tatsächlich nachhaltiges Handeln anstatt leerer Versprechungen und Greenwashing. Angefangen bei der Politik, die ihre eigenen Versprechen vergisst, sobald sie die Lippen verlassen haben, aber auch milliardenschwere und mächtige Weltkonzerne sollen ihren milliardenschweren und mächtigen Teil dazu beitragen.


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